Voice over IP ist mehr als Telefonieren übers Internet

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Fachbeitrag 

 

Voice over IP ist mehr als Telefonieren übers Internet 

 

Migration erfordert hohes Maß an fachlichem Know-how 

 

Die Entwicklungen im Gesundheitswesen sind geprägt von steigenden Kosten und sinkenden Budgets. Investitionen in Informations- und Kommunikationslösungen müssen sich daher schnell und effizient rechnen. Gleichzeitig müssen oder wollen immer mehr Krankenhäuser ihre alte Telefonanlage ersetzen, weil sie entweder zu alt ist, der Servicevertrag ausläuft, es keine Ersatzteile mehr gibt oder weil es keine Erweiterungsmöglichkeit mehr für die alte Anlage gibt. Als Alternative kommt eigentlich nur eine Voice over IP (VoIP)-Lösung in Frage. Denn eine effiziente Kommunikation ist die Grundlage eines jeden erfolgreichen Geschäfts, das gilt auch für erfolgreiche Kliniken.  

 

Neue Technologien, wie VoIP, können hier einen entscheidenden Beitrag leisten. Die typische Netz-Infrastruktur besteht aus zwei separaten Netzwerken: Eine Telefonanlage mit Verkabelung zu den angeschlossenen Telefonen und ein separates Datennetzwerk. Für jedes der beiden Netze wird entsprechendes Fachpersonal vorgehalten, das für die Wartung sorgt.  Da VoIP aber die Telefonie im Datennetz mittels Internet Protokoll (IP) ist, wird nur noch ein Netzwerk benötigt, nämlich das Datennetz. Durch die Nutzung einer einheitlichen Netzinfrastruktur wird der Wartungsaufwand gebündelt und damit effizienter. Durch die Bereitstellung zentralisierter Dienste und Applikationen wird zudem der Administrationsaufwand gesenkt und die Infrastruktur sowie die vorhandenen Ressourcen werden optimal genutzt. Die Einrichtung neuer Arbeitsplätze oder der Umzug von Mitarbeitern im Unternehmen geht wesentlich schneller und einfacher von statten. Durch den Wegfall dedizierter Leitungen zur Telefonvernetzung und zusätzlicher Telefonanlagen lassen sich erhebliche Kosten von bis zu 30 Prozent einsparen.  

 

Die Frage ist dabei: Sind deutsche Krankenhäuser darauf vorbereitet,  ihre herkömmlichen Telefonanlagen durch IP-basierte Lösungen mit VoIP zu ersetzen? Ohne Zweifel  gehört der Integration von Sprache und Daten auf einem IP-Netz die Zukunft. Doch sind die Netze nicht auf diesen modernen Sprachverkehr vorbereitet, können die neuen modernen Telefonsysteme nicht eingesetzt werden, denn diese arbeiten nur in leistungsfähigen Netzwerken. 

 

VoIP ist weit mehr als nur Telefonieren über das Internet, wie es in der Fernsehwerbung immer wieder von den Telefon-Providern suggeriert wird. Für die Übertragung von Sprache über vorhandene IP-Netzwerke muss die Netzinfrastruktur bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Verglichen mit der klassischen Telefonie, die für jede Sprachverbindung eine eigene Leitung reserviert, lassen sich mit einem IP-Netzwerk über die gleiche genutzte Bandbreite deutlich mehr Gespräche übertragen. Das Internet Protokol bietet aber keine Garantien für schnelle und hochwertige Datentransfers. Deshalb sind zusätzliche Maßnahmen nötig, um eine hohe Sprachqualität über IP-Verbindungen sicherzustellen. Hierzu zählen die Bandbreitenreservierung via RSVP (Ressource Reservation Protocol), Queuing- und Priorisierungsverfahren, Kodierungs-/Dekodierungsmethoden (Codecs) bei der Digitalisierung der Sprachdaten sowie Multilink PPP (Point-to-Point-Protocol), um Laufzeitschwankungen zu verhindern.  

 

Vor der Einführung von VoIP im Unternehmensnetz sollten die IT-Verantwortlichen daher genau prüfen, ob die vorhandenen Netzkomponenten die genannten Voraussetzungen erfüllen. Falls sie beispielsweise die Priorisierung von Sprachpaketen auf Layer 2 und Layer 3 nicht beherrschen, wird es sich kaum vermeiden lassen, im Zuge des VoIP-Projektes auch gleich in neue Switching- und Routing-Systeme zu investieren.

 

Sind die Infrastrukturvoraussetzungen gegeben, bieten VoIP-Telefonanlagen eine Fülle von Vorteilen. So nutzt die Software-basierte IP-Telefonanlage die Funktionen und Leistungsfähigkeit des Computers und Betriebssystems. Über eine intuitive Benutzeroberfläche lassen sich VoIP-Anlagen leichter bedienen, verwalten und warten. Selbst Anpassungen an unternehmensspezifische Bedürfnisse können auch durch geschulte Mitarbeiter vorgenommen werden. Bei herkömmlichen Telefonanlagen sind meistens schon bei den kleinsten Änderungen die Dienste der Herstellerexperten erforderlich. 

 

Durch den direkten Anschluss der Telefon-Hardware an einen Arbeitsplatz-PC über den standardmäßigen Netzwerkanschluss entfällt die aufwendige Verkabelung  und Nebenstellen können so leichter hinzugefügt oder gewechselt werden. Es muss kein Hersteller-Techniker mehr gerufen werden, nur weil ein Mitarbeiter das Büro wechselt. Es reicht, wenn der Mitarbeiter sein Telefon einfach von A nach B trägt und einstöpselt. Die TK-Anlage findet das Telefon und alles ist funktionsfähig. Darüber hinaus können selbst normal ausgestattete PCs mehr Telefonleitungen und Nebenstellen verwalten als traditionelle Telefonanlagen, die oft nur durch zusätzliche teure Module den steigenden Anforderungen angepasst werden können.  

 

Bei computergestützten Telefonsystemen lassen sich viele Geschäftsanwendungen mit dem Funktionsumfang der Telefonanlage verbinden bzw. neue Leistungsmerkmale leichter integrieren, wodurch sich Arbeitsabläufe kosteneffizienter gestalten lassen, zum Beispiel durch automatische Antwortsysteme oder Voice-Mail. Benötigte Daten können beim Anrufeingang schnell im PC aufgerufen werden und stehen sofort zur Verfügung. Aber auch Telefonfunktionen, vor denen viele Mitarbeiter kapitulieren, wie den Aufbau einer Telefonkonferenz, werden durch intuitive Benutzeroberflächen zum Kinderspiel. Denkbar ist auch die Nutzung von VoIP, um Patienten verschiedene Sprach- und Datendienste wie Telefon, Fernsehen und Internetanschluss direkt am Bett bereitzustellen und den Pflegeruf, für den vielfach noch eine separate Verkabelung besteht, mit einzubinden. 

 

Um nun in die VoIP-Welt einzusteigen, gibt es verschiedene Ansätze. In den seltensten Fällen erfolgt die Implementierung der Voice over IP-Technologie in einer völlig neu installierten Umgebung. Bei der Migration, der schrittweisen Umstellung von einer alten auf eine neue Technologie, gibt es verschiedene Stufen. Zu aller erst eröffnet die VoIP-Einführung die Chance, im Zuge des Projektes gleichzeitig die Netzinfrastruktur zu konsolidieren. Neben der harten Migration, dem kompletten Austausch der alten Telefonanlage gegen ein IP-basiertes System, kann die Migration auch als ein längerfristiger  Prozess mit verschiedenen Teilprojekten geplant werden, um die anfallenden Kosten besser zu verteilen, bei dem die alte TK-Anlage und das VoIP-System eine Zeit lang parallel betrieben werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, zweigleisig zu fahren und eine hybride IP-Lösung einzusetzen, die auch klassische Telefone unterstützt. Dem Vorteil des Investitionsschutzes durch Weiterverwendung bereits angeschaffter Telefonsysteme stehen aber  Probleme bei der Nutzung veralteter Netzwerktechnologie gegenüber. Migrationen bestehender Telefonsysteme nach Voice over IP erfordern deshalb ein hohes Maß an technischer Kompetenz und ITK-Know-how, damit am Ende gut funktionierende Systeme herauskommen. 

 

Dabei ist VoIP eigentlich nur eine Einstiegstechnik und bietet die Grundlage für die Einbindung weiterer Anwendungen auf IP-Basis. Und damit wären wir bei den Unified Communications-Lösungen, die – wenn sie auf Open Source basieren – durch ihre offenen Standards und Schnittstellen gerade auch im Klinik-Bereich noch mehr Qualität und Wirtschaftlichkeit bieten.  

 

Im Prinzip geht es um integrierte Kommunikation in Echtzeit in einem einzigen System, also das Zusammenspiel von verschiedenen Kommunikationsfunktionen, wie beispielsweise  Telefonie – traditionell oder VoIP, Anrufbeantworter, Faxen, E-Mail, Instant Messaging einschließlich Chatten oder Audio-, Video- oder Webkonferenzen auf einem Server. Unified Communications bietet die Möglichkeit einer individuellen Kommunikationskonfiguration für das gesamte Unternehmen oder auch nur einzelner Arbeitsgruppen, wobei die eingehenden Informationen im definierten Workflow des Unternehmens weiterverarbeitet werden können. So werden beispielsweise eingehende Faxe mittels OCR in Textformate umgewandelt und dem betreffenden Mitarbeiter in der entsprechenden Anwendung z. B. als E-Mail zur Bearbeitung bereitgestellt. Anrufbeantworterfunktionen können für einzelnen Mitarbeiter oder  für ganze Gruppen bereitgestellt werden. Die Mandantenfähigkeit einer Unified Communication-Lösung gibt Mitarbeitern die Möglichkeit, an jedem beliebigen Arbeitsplatz im Unternehmen durch die Eingabe eines persönlichen PINs seine persönliche Arbeitsumgebung aufzurufen, ohne sein ganzes Equipment mitnehmen zu müssen. So setzt sich auch die Integration von intelligenten Chat-Lösungen in Unified Communications-Systemen gerade in Unternehmen, die sehr viel Wert auf eine sichere Kommunikation legen, immer mehr durch, weil dadurch die Kommunikation der Mitarbeiter untereinander kontrollierbar innerhalb des Unternehmens abläuft. Unified Communications ist eine End-to-End-Lösung, die sämtliche Kommunikationsbedürfnisse des Anwenders abdeckt. 

 

Wichtige Impulse erhält der Markt für Unified Communications durch den deutlichen Trend hin zu Open Source. Open Source-Produkte sind herstellerunabhängig und werden von einer großen Community entwickelt, wodurch sicher gestellt ist, dass auch kurzfristig Lösungen, die benötigt werden, entwickelt werden. Das hat für den Kunden gleich zwei Vorteile: erstens bezahlt er für die Lösung an sich keine Lizenzgebühr, allenfalls für die Installation und Konfiguration. Das heißt, das Unternehmen kann an einen Unified Communication-Server so viele Teilnehmer anschließen, wie hardwareseitig machbar ist, ohne mit lizenzrechtlichen Problemen konfrontiert zu werden.  Andererseits kann sich jeder durch die Quelloffenheit der Produkte den Code anschauen und selber entscheiden, wie sicher die Lösung aus seiner Sicht ist, was gerade für Unternehmen, die sehr viel Wert auf Sicherheit legen, hoch interessant ist.  Der modulare Ansatz von Unified Communications bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich die Funktionen, die es gerade benötigt, auszusuchen und entsprechend seiner Anforderungen konfigurieren zu lassen, ohne auf die Möglichkeit des weiteren, kostengünstigen Ausbaus der Anlage zu einem späteren Zeitpunkt verzichten zu müssen. 

 

Unified Communication auf Basis von Open Source eröffnet gerade Kliniken ungeahnte Potenziale, die sie für die Wettbewerbsanforderungen fit machen. 

 

Autor: 

Uwe Bergmann 

Geschäftsführer der NETHINKS GmbH 

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